Erziehung und Spiel - Erziehung eines Hundes, wenn Kinder in der Familie leben.
Im Beitrag zum Thema Hund und Kind Teil 1 haben wir uns die grundlegenden Verhaltenstipps angeschaut, die es zu beachten gibt, wenn Kind und Hund aufeinander treffen. Dort ging es eher um Regeln, um das Miteinander mit Hunden zu erleichtern, damit es nicht zu Beißattacken auf die Kinder kommt. Dieses Mal möchte ich auf die Erziehung eines Hundes eingehen, wenn Kinder in der Familie leben. Wer sollte hier für die Erziehung zuständig sein? Kann es das Kind sein oder muss es der Erwachsene sein. Danach wenden ich mich dann Spielen zu, die Kinder mit Hunden durchführen können.
Erziehung des Hundes
Soll das Kind den Hund ausbilden oder erziehen? Hier kann ich eigentlich nur mit einem klaren „Jein“ antworten. Grundsätzlich sollten eigentlich die Erwachsenen in der Familie den Hund erziehen.
Hier müssen wir dann auch mal auf das Rudelkonzept ein wenig eingehen. Das der Hund nicht die höchste Stelle im Rudel einnehmen sollte, ist uns wahrscheinlich allen klar. Der Chef sollte er nicht sein. Naturgemäß kommt diese Rolle eigentlich den Erwachsenen zu und die Rangeinweisung des Hundes wird von ihnen durchgeführt. Meist stimmt der Hund denen dann auch zu und nimmt seinen Rang im Rudel ein.
Bei kleinen Kindern unter zehn Jahren wird es für den Hund aber oft schwierig, diese als höherrangig anzusehen. Sie benehmen sich oftmals halt wie Welpen aus der Sicht des Hundes. Auch wird er sie aufgrund ihres Geruches anders einordnen, weil sie in diesem Altern noch keine männlichen oder weiblichen Sexualhormone produzieren. Für ihn sind es halt tatsächlich noch Welpen! Und ein erwachsener Hund sieht Welpen halt als nicht höherrangig als er selber an. Hier muss dann der erwachsene Mensch darauf achten, dass er die Rangeinweisung vornimmt. Er muss ganz klar dem Hund Grenzen setzen im Umgang mit den Kindern und ihm so zu verstehen geben, dass die Kinder nicht unter ihm stehen. Dabei helfen Ihnen natürlich ganz klare Regeln. Es muss Dinge geben, die der Hund definitiv nicht machen darf. Er soll weder Möbel zerlegen, noch die Kinder jagen und ihnen in die Fersen zwicken. Nehmen Sie den Hund aus diesen Situationen heraus und geben ihm eine Auszeit. Wenn der Hund das Hörzeichen „Nein“ kennt oder Sie ein Abbruchsignal installiert haben, ist das in diesen Situationen Gold wert.
Einigen Sie sich auch unter den Erwachsenen, wer den Hund erzieht! Es kann nicht sein, dass aus der einen Ecke das „Nein“ kommt und aus der anderen Ecke ein „Aus“. Schlimm ist es auch, wenn der Hund auf Spaziergängen aus fünf unterschiedlichen Richtungen gerufen wird. Das überfordert jeden Hund auf jeden Fall. Ab etwa 14 Jahren kann man aber definitiv davon ausgehen, dass ein Kind die nötige geistige Reife und die nötige Durchsetzungsfähigkeit besitzt, um einen Hund zu erziehen. Dabei sollte man aber auch definitiv auf die Gewichtsklassen achten. Hunde über 30 kg sind auch für Erwachsene ein Kraftakt, wenn diese sich in die Leine legen.
Haben Sie sich grundsätzlich darüber entschieden, wer den Hund erzieht, sollten Sie in eine gute Hundeschule gehen und sich dort von kompetenten Trainern zeigen lassen, was das A und O einer guten Hundeausbildung ist. Wenn Ihr Kind gerne mit in die Hundeschule gehen will, sollten Sie das unbedingt unterstützen, da es ja dort aus erster Hand lernt, was zu beachten ist, wenn man Hunden etwas beibringen will.
In einer guten Hundeschule werden die Kinder dann gerne mit in den Unterricht integriert, ohne dass man dafür Mehrkosten hat. So kann der Trainer dort schnell Fehler ausmerzen. Zuhause sollten Sie dann auch immer schauen, ob Ihr Kind alles richtig macht. Aber, wie ich schon sagte, sollte einer den Hund trainieren. Erst wenn der Hund das Hörzeichen wirklich gelernt hat, können andere Familienmitglieder dieses auch gebrauchen. Dennoch sollten Sie auf den Hund achten. Zeigt er Anzeichen der Ermüdung, sollte er definitiv aus der Situation herausgenommen werden.
Hier jetzt auf einzelne Hörzeichen konkret einzugehen, würde defiinitiv den Rahmen des Artikels sprengen. Daher verweise ich an dieser Stelle auf meine Grundlagenartikel, die hier im Hunde Spiegel erschienen sind.
Spiele
Hunde und Kinder spielen für ihr Leben gerne! Wer sich das Spiel der Hunde einmal angeschaut hat, erkennt dort viele Kommunktationssignale, die zwar übertrieben werden, aber die dem Hund helfen, in der Gruppe zu lernen. Nichts anderes ereignet sich bei unseren Kindern auf dem Spielplatz, im Kindergarten oder in der Schule. Auch sie müssen lernen mit ihren Spielkameraden vernünftig umzugehen, damit das Spiel nicht aprupt endet. Dort geht es auch um Kommunikation untereinander und die Ausdrucksformen dessen. Daher ist es gar nicht verwunderlich, dass Hund und Kind eigentlich gut miteinander spielen können. Das Kind muss hier lernen, dass es sich beim Hund um ein eigenständiges Lebewesen handelt mit eigenen Bedürfnissen. Dass auch dieser Spielkamerad mal müde ist, seine Ruhephase benötigt und daher nicht gestört werden darf. Aber auch bei den Spielen mit Hund ist immer Vorsicht geboten. Kleine Kinder, die wüst versuchen mit dem Hund zu spielen, müssen von ihren Eltern beaufsichtig werden, damit es nicht zu Unfällen kommt. Doch auch den Hund müssen wir im Auge behalten, damit wir Zeichen der Ermüdung oder Frustration erkennen können und ihn so frühzeitig aus der Situation herausnehmen können.
Im Grunde genommen gibt es eine Vielzahl an Spielen, die Hund und Kind miteinander unternehmen können. Leider gibt es aber auch Spiele, die überhaupt nicht für Hund und Kind geeignet sind. Alle Zerr- und Ziehspiele sollten Kinder mit Hunden nicht spielen. Da der Hund das Zerrobjekt ja nur mit den Zähnen halten kann, könnte er im Nachfassen durchaus auch den Körper des Kindes treffen. Oft merken die Hunde auch sehr schnell, wie schwach Kinder in solchen Situationen sind. Das könnte die Rangposition des Kindes durchaus ins Wanken bringen.
Renn- und Jagdspiele sollten ebenso tabu sein. Es kann nicht sein, dass das Kind vor dem Hund wegläuft und der Hund es jagen muss. Viel zu oft fällt der Hund auf seine Triebebene zurück und sein Jagdverhalten wird gestartet. Dies hat meist sehr schlimme Folgen. Beutspiele sollten auch vermieden werden. Alle Situationen, in denen Hund und Kind um Ressourcen konkurrieren, sind sehr gefährlich. Gerade ein beuteorientierter Hund wird schnell Aggression und Zähne einsetzen, um an das begehrte Objekt zu kommen. Sollte es hier zu keiner Verletzung des Kindes kommen, kann es aber auch sein, dass das Verhältnis zwischen beiden extrem gestört wird. Und hat erst einmal ein Partner in diesem Team Angst vor dem andern, kann man zumeist nicht mehr viel dagegen unternehmen.
Sollte aber Ihr Hund ein guter Apportierhund sein und haben Sie ihm in der Hundeschule richtig das Apportieren beigebracht und er läßt das Bringsel zuverlässig auf Hörzeichen aus, können auch Kinder mit dem Hund apportieren. Da der Hund das Bringsel zuverlässig ausgibt ohne nachzufasen und nur darauf wartet, dass es wieder geworfen wird, kann man hier nicht von einem Beutespiel sprechen, in dem Kind und Hund um etwas konkurrieren. Durch die Signalkontrolle ist der Hund sehr gut steuerbar und zuverlässig abrufbar. Sie sollten aber doch immer als Erwachsener dabei sein, wenn das Kind dem Hund den Ball wirft.
Verstecken spielen hat uns als Kindern bestimmt auch eine Menge Spaß bereiten. Beim Hund ist das ähnlich. Wenn sich nun das Kind im Wald aus dem Rudel entfernt und sich versteckt, wird der Hund alles daransetzen, um das verlorene Rudelmitglied wieder zu finden. Kinder haben gerade dabei einen Heidenspaß. Auch die Suche nach einem verlorenen Gegenstand können Kinder mit Hunden unternehmen. Hier wird ein Spielzeug versteckt und der Hund muss es suchen. Hier kann das Kind eine Menge an Signalen lernen, die der Hund gibt. Ob er eine Spur hat oder nicht. Die große Freude, wenn er den Gegenstand gefunden hat. Nicht außer Acht gelassen werden, sollte der große Auslastungseffekt, den Nasenarbeit auf den Hund hat.
Aber das beste Spiel, was beide miteinander unternehmen können, ist das Clickern. Haben beide erst einmal das Funktionsprinzip von richtiger Handlung, Clicker und Leckerchen gelernt, öffnen sich beiden unendliche Möglichkeiten in diesem Spiel. Es können Tricks gelernt werden, wie z. B. Toter Hund, Rolle, Slalom durch die Beine, etc.. Aber es können auch Hindernisse aus dem Agilitiy so erarbeitet werden, wie z. B. der Tunnel, die Wippe, der hohe Steg. Gerade hier sind der Fantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt und der Hund kann viele Dinge lernen, um auch im Haushalt helfen zu können. Hier sollten Sie aber darauf achten, dass das Kind dem Hund nicht Tricks beibring, die dieser nicht können soll (Türe oder die Vorratsschränke öffnen, etc.). Aber ansonsten kann sich das Kind ungebremst mit dem Hund ausleben.
Text: Tierverhaltensberater Björn Eickhoff