TierSpiegel Ihr Online-Magazin & Marktplatz rund um unsere Haustiere
  • Zugriffe: 7.858
Bewertung: 2 / 5
(3)

Der Spiel-und-Spaß-Spaziergang

SpielundSpassFotoAna-i-pixelio.deFoto: © Ana-i pixelio.de

oder der optimale Spaziergang für den Hund!

Wir kennen das alle! Der Tag war Stress pur! Arbeit, Einkaufen, Behördengang und jetzt muss man auch noch mit dem Hund raus. Da läuft man dann stur neben seinem Hund her. Der macht seine Geschäfte, schnüffelt ein wenig rum und nach einer halben Stunde sind Hund und Halter wieder daheim.

Auslastung für den Hund gab es da nicht viel. Der Mensch hat sich zwar bewegt und ist vielleicht ein wenig von seinem Stresslevel heruntergekommen, doch der Hund hat weiterhin ein sehr hohes Energielevel, das eigentlich abgearbeitet werden sollte, damit es nicht zu Problemverhaltensweisen kommt.

Dabei ist es gar nicht so schwer einen Hundespaziergang durchzuführen, der auch dem Hund etwas bringt. Das einfachste ist erst einmal die Veränderung der Einstellung des Hundehalters. Anstatt zu sagen:"Ich muss jetzt mit dem Hund raus", sollte er sich sagen: „Ich gehe jetzt mit meinen Hund spielen!". Denn nichts anderes ist ein optimaler Hundespaziergang. Der Fokus liegt auf dem Spiel zwischen Hund und Halter.

Vorteile des Spiels:

  • Auslastung des Hundes
  • Auslastung des Menschen
  • Verbesserung der Mensch-Hund-Beziehung

Dabei muss der Spaziergang gar nicht mal so lange dauern. Man hat festgestellt, dass mehrere kurzzeitige Belastungen des Hundes effektiver sind, als ein langer 3 Stunden Spaziergang. Ähnlich verhält es sich ja auch beim Sport des Menschen. Dort steigern mehrere Kurzzeitbelastungen die Kondition wesentlich besser, als eine Langzeitbelastung.

Elemente des Spiel-und-Spaß-Spaziergangs

Die Elemente, die man bei so einem Spaziergang nutzt, sind eigentlich nichts Neues! Wer mit seinem Hund in der Hundeschule war oder mal ein wenig Hundesport gemacht hat, dem werden die folgenden Elemente durchaus bekannt vorkommen:

Grundgehorsam

Hierbei werden normale Hörzeichen aus der Hundeschule immer wieder eingefordert. Gerade fünf Minuten auf jedem Spaziergang hilft Hund sowie Halter, diese Hörzeichen weiter zu festigen.

Agility / Mobility

Beim Agility ist es das Ziel einen festgelegten Hindernisparcours auf Zeit und Genauigkeit zu durchlaufen. Bei der Variante Mobility geht es nur um die Überwindung der Hindernisse. Dadurch, dass die Faktoren Zeit und Genauigkeit keine Rolle spielen, ist diese Variante auch etwas für ältere oder nicht so trittsichere Hunde. Deshalb favorisiere ich diese Art bei meinen Spaziergängen.

Nasenarbeit / Fährtenarbeit

Sachen verstecken und wiederfinden macht den Hunden meist sehr viel Spaß. Je anspruchsvoller die Aufgabe, umso besser ist die Auslastung.

Apportieren

Bällchen oder Stöckchen kann man fast überall einsetzen. Zwar bieten sie oft nur eine eher körperbetonte Auslastung, bieten aber den meisten Hunden sehr viel Spaß.

Wasserarbeit

Apportieren aus stehenden oder fließenden Gewässern ist eine schöne Abwechselung zum Laufen. Muskeln, Knochen, Gelenke werden beim Schwimmen geschont.

Aus diesen Bereichen nutzt man auf dem Spaziergang immer wieder einige Grundübungen. Diese werden immer wieder variiert und mit den Gegebenheiten der Umwelt genutzt.

Ausrüstung

Ich persönlich bin eher ein Minimalist in Sachen Ausrüstung. Ganz im Gegensatz zu vielen Hundehaltern, die sich mit Gerätewesten und und Gürteltaschen vollpacken, um ihren Hund ständig zu bespaßen! Aber ganz ohne geht es nicht. Leckerchen sollten dabei sein und ein Bringsel oder Futterdummy. Dies reicht zumeist aus, um mit dem Hund vielerlei Spiele durchzuführen.

Nutzung der Umwelt

Normalerweise gehen wir mit unserem Hund ja in die freie Natur, meist in dem Wald. Dort kann man sich bewegen und mal tief Luft holen und den Alltagsstress vergessen. In der Regel bleibt man da auf den befestigten Wegen und zieht mit seinem Hund seine Runden.

Doch wenn man nur mal 5 Meter vom Weg weg geht, findet man sehr oft einen tollen Spielplatz für den Hund! Umgestürzte Bäume, Gestrüpp, Holzstapel oder einfach Wassertümpel ergeben mit den o. g. Elementen eine Fülle von Möglichkeiten den Hund auszulasten.

Apportieren

Grundsätzlich kann man an jeder freien Fläche die normalen Apportierübungen durchführen. Den Ball schmeißen bis zum Abwinken. Auf die Dauer ist das aber auch langweilig. Daher sollte man schauen, dass man die Wurfstrecke schwieriger macht. Der Hund müsste sich dann mehr anstrengen, um seinen Ball zu erreichen.

Dies können umgestürzte Bäume sein, die der Hund wie Hürden überwinden muss. Aber man kann auch versuchen den Ball gezielt ins Gestrüpp oder Unterholz zu werfen, damit der Hund richtig suchen muss, bis er sein Spielzeug gefunden hat.

Nasenarbeit

Hier kommen wir dann schon in den Bereich der Nasenarbeit. Das Bringsel suchen ist schon eine feine Sache. Aber natürlich kann man sehr viel gezielter ein Leckerchen oder den Futterdummy verstecken. So muss dann der Hund viele verschiedene Hindernisse überwinden bevor er das Begehrte findet. Dabei wird er dann körperlich, aber auch gehirnmäßig sehr gut ausgelastet.

Ich nutze hierbei oft auch mal das Leckerchen alleine. Auf einem gefällten Baum verstecke ich gezielt ein Leckerchen in einem Astloch. So muss Nelly auf dem Baum balancieren,  um es zu erreichen. Auch unterschiedliche Höhen für die Verstecke lasten die Hunde gut aus.

Ein Holzstoß ist hierfür geradezu ideal. Vorher sollte man aber schauen, ob er wirklich sicher steht und das Holz nicht zu nass ist, damit der Hund nicht ausrutscht und sich verletzt. An diesem Holzstoß gibt es unterschiedlichste Versteckmöglichkeiten: oben drauf, irgendwo zwischen drin, dahinter. Immer so versteckt, dass sich der Hund richtig anstrengen muss, den Dummy zu bekommen.

Mobility

Auch hier ist die Grenze wieder fließend! Beim Mobility geht es um die Überwindung von Hindernissen. Dies macht der Hund ja schon, wenn er versucht an seinen Dummy heranzukommen. Natürlich kann man auch versuchen den Hund gezielt über die Hindernisse zu führen.

Dafür lockt man den Hund mit einem Leckerchen dorthin, wo man in haben will. Über liegende Baumstämme balacieren, darüber hüpfen oder unten drunter her kriechen sind nur ein paar Beispiele, was man alles mit dem Hund im Mobility machen kann. Mit ein bisschen Fantasie und Übung fällt einem noch viel mehr ein!

Grundgehorsam

Baumstümpfe, Holzstöße und umgefallene Bäume sind aber auch sehr gut, um Grundhörzeichen und kleine Tricks vom Hund zu fordern. Beispielsweise kann man das Hörzeichen „Platz und Bleib" vom Hund fordern, um dann eine Strecke zwischen sich und dem Hund bringen, die mit vielen umgekippten Bäumen gesegnet ist. Wenn man dann den Hund zu sich ruft, muss dieser die Hindernisse überwinden.

Auf einem Baumstumpf kann der Hund absitzen, die Pfote geben, sich schämen oder Winke, winke machen. Hier ist wiederum der Fantasie keine Grenze gesetzt!

Kombination

Ich versuche auf meinen Spaziergängen mit kleinen Übungen aus unterschiedlichen Bereichen, meinen Hund auszulasten. Dabei ist die Kombination der verschiedenen Bereiche sehr wichtig, um Eintönigkeit zu vermeiden.

Generell mag ich es auch für mich nicht, einfach nur mit dem Hund 'ne Runde zu drehen. Das wird mir selber langweilig. Vor allem, wenn man immer die gleichen Wege geht! Trotzdem empfinde ich es auch als sehr schwierig, ständig den Hund zu bespaßen. Der Spaziergang soll doch auch etwas für den Menschen sein!

Daher habe ich hier noch ein paar Beispiele angefügt, um die Hunderunden auch für den Halter interessanter zu machen:

Wandern mit Hund

Auch wenn Kurzzeitbelastungen besser für den Hund sind, kann man ihn mit ein wenig Kondition auch zu mehrstündigen Wanderungen mitnehmen. Mein Hund muss dann seine Hundepacktaschen tragen, während ich mich mit den Rucksack abmühe.

Joggen mit Hund

Wenn man klein anfängt, kann man die eigene und die Kondition des Hundes steigern. Das gleiche gilt für das Radfahren mit dem Hund.

Geocaching mit dem Hund

Per GPS-Koordinaten versteckte Schätze suchen und finden. Dabei kommt man sehr oft mal vom normalen Waldweg ab und findet schöne Hundespielplätze!

Björn Eickhoff
Über den Autoren Björn Eickhoff
Im Jahr 2005 beendete Björn Eickhoff seine Ausbildung zum Tierpsychologe (ATN) für Hund und Katze und eröffnete seine eigene Praxis als Tierverhaltensberater in Wuppertal. Dort spezialisierte er sich komplett auf die Lösung von Verhaltensprobleme ...
Mehr erfahren