Massage beim Hund
Haben Sie schon einmal die wohltuende Wirkung einer Massage erlebt? Die Entspannung der Muskulatur und die Schmerzlinderung haben nicht nur einen positiven Effekt auf den Körper, sondern beruhigen auch unsere ängstlichen und nervösen Vierbeiner. Massiert werden können fast alle Hunde. Sei es mit körperlichen Erkrankungen, zur Beruhigung oder einfach, um unseren Vierbeinern etwas Gutes zu tun.
In Teil 1 der Reihe Hundekrankengymnastik / Hundephysiotherapie wurden Sie durch die hundephysiotherapeutische Befundaufnahme geführt. Nun bekommt die 13-jährigen Seniorin Labradorhündin Bonnie eine therapeutische Massage.
Bonnie kommt freudig in die Praxis herein gelaufen, begrüßt mich und legt sich dann auf die Behandlungsmatte. Die Hündin kennt den Ablauf genau, da sie schon lange Zeit regelmäßig zur Therapie kommt. Sie genießt die Behandlung und entspannt schon nach kürzester Zeit. Dies hört man auch an den kleinen Grunz- und Schnarchgeräuschen. Fast alle Hundepatienten sind in der Behandlung sehr kooperativ und legen sich schnell und vor allem gerne auf die Seite, um therapiert zu werden.
Manche Massagegriffe können in den verspannten Muskeln etwas schmerzhaft sein. Dies kennen auch wir. Hier scheint es, als ob der Hund die Wirkung vorausahnt und den Schmerz toleriert. Bonnie wedelt mit der Rute oder blinzelt, um eine unangenehme Stelle anzuzeigen. Andere Vierbeiner wiederum hecheln, schmatzen, kneifen die Augen zusammen, zucken mit der Haut oder schauen auf die Therapeutenhände. Diese Anzeichen sollten beachtet werden und der Druck in der Massage vermindert. Eine Massage ist eine rein manuelle Einwirkung auf die Haut, das Gewebe und die Muskulatur.
Folgendes Zitat zu der Massage, kann man auch auf den Hund / das Tier übertragen:
„Wie jeder Mensch instinktiv eine geschwollene und deshalb schmerzende oder gestoßene Stelle seines Körpers reibt oder drückt (oder der Hund leckt und kratzt / Anmerkung des Verfassers) und so versucht, den durch die Spannung verursachten Schmerz zu mindern, so wird dieses instinktive Mittel wohl auch als Heilmittel zu allen Zeiten angewandt worden sein. Und wo aus der empirisch gewonnenen Heilkunst eine wissenschaftlich sich mit Theorien befassende Heilkunde wurde, wurde selbstverständlich auch dieses Heilmittel, die Massage, theoretisch ausgebaut und verwertet „ (Kirchberg 1926: Geschichte und Kritik der Massage und Heilgymnastik).
Der Hauptaspekt der therapeutischen Massage ist die Schmerzlinderung. Eine gute Lebensqualität des Hundes steht immer in Zusammenhang mit einer Schmerzfreiheit. Diese Schmerzlinderung, im besten Falle Schmerzfreiheit, wird durch verschiedene körperliche Veränderungen erreicht. Verspannungen, Verklebungen und Narbengewebe werden gelöst, die Durchblutung nimmt zu und die Stoffwechseltätigkeit steigt. Zusätzlich wird die Haut und die Muskulatur erwärmt. Dies kennen auch wir. Nach einer Massage ist unser Rücken warm und gerötet.
Weiterhin bewirkt die Massage eine Senkung der Muskelgrundspannung, die durch Schmerz, Angst, Stress und Aktivität gesteigert sein kann. Auch erfährt der Hund eine psychische Entspannung. Massiert werden kann prinzipiell immer dann, solange keine Erkrankungen vorliegen, die eine Behandlung verbieten.
Bei Fieber, Infektionserkrankungen, nicht medikamentös eingestellten Herzerkrankungen und bei Blutern darf generell nicht massiert werden. Bei lokalen Entzündungen, frischen Knochenbrüchen und Verletzungen von Sehnen, Bändern, Muskeln, offenen Wunden, Tumorerkrankungen und Trächtigkeit, muss dieser Bereich in der Behandlung weiträumig ausgespart werden. In der hundephysiotherapeutischen Befundaufnahme wird der Therapeut hierauf eingehen und dann entscheiden, ob eine Massage durchgeführt werden kann.
Bonnie liegt auf der Seite und ich beginne mit großflächigen Ausstreichungen zur Kontaktaufnahme und um das Gewebe vorzubereiten. Meine Hände gleiten mit sanftem Druck über den ganzen Körper des Hundes, vom Kopf bis zur Rutenspitze, über Vorder – und Hinterlauf bis zu den Pfoten. Alle Massagegriffe werden immer nur so stark wie nötig, aber so schwach wie möglich ausgeführt. Nach einigen Minuten entspannt Bonnie sichtbar und schließt die Augen. Therapeut und Besitzer werden merken, dass der Vierbeiner entspannt und eine beruhigende Wirkung eintritt. Gerade bei kranken Tieren mit starken Muskelverspannungen, kann es nach den ersten Massagen zu einer Erstverschlechterung kommen.
Eine Erstverschlechterung bedeutet, dass der Hund abends und am nächsten Tag stärkere Schmerzen hat und schlechter Laufen kann. Die Muskulatur schmerzt hier wie bei einem Muskelkater und ist nicht besorgniserregend. Generell sollte ein Hund nach einer Massage die Möglichkeit bekommen, sich zu lösen, etwas zu trinken und vor allem zu ruhen und die Behandlung weiter wirken zu lassen.
Eine Massage ist eine wunderbare Möglichkeit, dem Hund körperlich etwas Gutes zu tun. So gut wie alle Hunde sind kooperativ und freuen sich über dieses Teilgebiet im großen Komplex der Hundephysiotherapie.
Tipp für den Hundehalter
Eine Bürstenmassage kann jeder Hundehalter selbständig zu Hause durchführen. Die therapeutischen Wirkungen sind zwar geringer als bei einer manuellen Massage, zur Unterstützung aber sehr gut einsetzbar.
Auch hier sollte beachtet werden, dass der Hund keine Erkrankungen hat, bei denen eine Massage nicht durchgeführt werden darf. Diese Massageform wird an den Vorder- und Hinterbeinen und auch am Rücken und dem Brustkorb durchgeführt. Als Hilfsmittel kann der Hundehalter Sisalbürsten oder auch Bürstenhandschuhe einsetzen. Mittlerweile findet man ein breites Angebot in diversen Hundefachgeschäften und in Drogeriemärkten. Bei kurz- und stockhaarigen Tieren reicht eine weiche Sisalbürste, bei langhaarigen sollten die Borsten länger und auch härter sein. Nicht die Fellpflege stehe hier im Vordergrund, sondern die Wirkung auf Haut und Gewebe.
Die Schmerzlinderung bei Erkrankungen der Knochen und Gelenke ist auch bei der Bürstenmassage die Hauptwirkung.
Eine Bürstenmassage sollte maximal zweimal in der Woche für circa 20 Minuten durchgeführt werden, da andernfalls das Gewebe zu sehr abhärtet und die Wirkungen mit der Zeit ausbleiben.
Wie bei den Streichungen gleitet die Bürstenhand mit sanftem Druck über den ganzen Körper des Hundes. Es sollte immer nur in Fellwuchsrichtung gestrichen werden, da es sonst unangenehm für das Tier wird. Bitte achten Sie darauf, dass Sie die Bürstungen langsam und rhythmisch ausführen und sobald der Hund ein Unwohlsein anzeigt, die Druckstärke vermindern oder die Behandlung abbrechen.
In Teil 3 erfahren Sie Wissenswertes zu Kälte- und Wärmeanwendungen beim Hund. Bis dahin!
Katrin Vosswinkel (geb. Blümchen) - examinierte Krankengymnastin, Hundephysiotherapeutin
www.hundekrankengymnastik.com
Deutsche Ausbildungsstätten für Hundephysiotherapie
32278 Kirchlengern
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Text und Fotos: © Katrin Vosswinkel (geb. Blümchen)