Wichtigster Bestandteil der Pferdefütterung
Strukturierte Rohfaser oder anders ausgedrückt kaufähiges Futter ist der Motor der Verdauung. Rohfaserreiche Futtermittel fördern einen gleichmäßigen Zahnabrieb, die Kautätigkeit und stimulieren die Darmbewegung. Die Speichelbildung wird angeregt, Magensaft und Verdauungssekrete werden vermehrt gebildet.
Die im Raufutter enthaltene Rohfaser wird im Blind- und Grimmdarm des Pferdes verdaut. Mikroorganismen zersetzen die Rohfaser und geben Nährstoffe sowie wichtige Wirkstoffe (z.B. Biotin) frei. So deckt das Pferd über Raufutterfutter auch den größten Teil seines Energiebedarfes.
Es gilt: Pferde im Erhaltungsstoffwechsel benötigen primär Raufutter! Pferde im Leistungsstoffwechsel benötigen bedarfsgerechte Rationen aus Raufutter und Zusatzfutter!
Von Raufutter allein kann ein Pferd leben, von Zusatzfutter nicht! Leider besteht heutzutage die Tendenz zu einem stark verringerten und/oder minderwertigem Raufuttereinsatz.
Die Gründe hierfür sind u. a.:
- schwierige Beschaffung von qualitativ hochwertigem Heu
- ungleichmäßige Qualität
- hoher Raumbedarf für die Lagerung
- erhöhter Arbeitsaufwand
- Staubbelastung für Mensch und Tier
- Allergieneigung vieler Pferde
- keine artenreichen Wiesenbestände und ausgelaugte Böden
Tipp: auch bei Weidegang sollte genug Raufutter zugefüttert werden, da vor allem junges Gras (im Frühjahr und auch Herbst) viel Eiweiß, aber zu wenig Rohfaser enthält!
Bei ungenügender Aufnahme von Raufutter bzw. schlechter Raufutterqualität steigen jedoch die Risiken für verschiedene Störungen, wie z. B. Verdauungsprobleme (Durchfall, Kotwasser, Koliken), Zahnprobleme sowie verschiedene Stoffwechselstörungen. Um die Gefahr für gesundheitliche Probleme zu verringern, sollte der Bedarf an Raufutter mit ca. 1,2 - 1,5 kg je 100 kg Soll-Körpergewicht des Pferdes gedeckt werden. Das bedeutet, dass ein Pferd mit einem Gewicht von 600 kg täglich etwa 7 - 9 kg Raufutter benötigt.
Text: Kerstin Schröter
Textquelle und Fotos mit der freundlichen Genehmigung des Fachredakteurs Heiner Wienkamp.