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Wellensittiche – Haltungsfehler vermeiden

Einzelhaltung von Wellensittichen oder Papageien im Allgemeinen nicht mehr erlaubt.

Artgerechte Tierhaltung ist heute ein wichtiges und viel diskutiertes Thema. Vor 30 oder 40 Jahren hat darüber keiner so richtig nachgedacht. Es war normal, dass Kaninchen jahrelang im kleinen Boxenstall hocken oder Wellensittiche im kleinen Käfig einen Spiegel als Gesellschaft hatten. Wellensittiche erkennen das Spiegelbild und wollen Kontakt aufbauen, was nicht gelingen kann. Inzwischen ist die Einzelhaltung von Wellensittichen oder Papageien im Allgemeinen höchstens noch in begründeten Einzelfällen überhaupt erlaubt. Spiegel, künstliche Vögel oder auch verschluckbare Plastikteile zählen zu der nicht erwünschten Einrichtung im Vogelkäfig. Auch für diesen gelten nun je nach Vogelart Mindestgrößen, die deutlich über dem kleinen Gitterkasten einstiger Zeiten liegen.

Es hat sich im Denken der Menschen und damit auch in unserem Tierschutz bereits sehr viel getan. Dennoch kann bei vielen Haltern noch immer nicht von artgerechter Haltung gesprochen werden. Das liegt auch daran, dass viele Haustiere aus einer Laune heraus einziehen. Wenn diese wie ein Wellensittich 5 bis über 10 Jahre alt werden, langweilen sie sich mit Pech zu Tode. Selbst beim kleinen Wellensittich, der häufig für die Kinder gekauft wird, lautet also die Frage: Gibt es jemanden, der dem Tier über Jahre seine artgerechte Haltung ermöglichen wird?

Foto1 Gamagapix copy copyBild von Gabi auf Pixabay

Paarhaltung und Bewegung

Nicht nur für Wellensittiche, sondern für vermutlich alle gängigen Ziervögel gilt, dass sie sich nur mit einem Artgenossen wohlfühlen können. Wer sich für eine Vogelart interessiert, sollte den dritten Teil der „Haltung exotischer Tiere und Wildtiere in Privathand“ überfliegen. Dieser wird durch die Uni Leipzig zusammengetragen, mit Wellensittichen geht es ab Seite 65 los.

Wer sich für verschiedene Ziervögel interessiert, kann also nicht beispielsweise einen Wellensittich und einen Nymphensittich wählen. Selbst wenn jeweils ein Paar gehalten wird, wäre das in einer beengten Voliere bereits problematisch. Beide Arten prägen eine unterschiedliche Sprache aus und bedrängen einander.

Neben der obligatorischen Paar- oder Schwarmhaltung ist die tägliche Bewegung sehr wichtig. Demnach wird eine Volierengröße für nur ein Paar Wellensittiche von 100 zu 50 cm bei einer Höhe von 50 cm als das absolute Minimum genannt. Das heißt jedoch nicht, dass die Wellensittiche darin tagelang sitzen sollen. Sie sollen täglich für mehrere Stunden die Möglichkeit zum Freiflug haben. Das Zimmer für den Freiflug soll wenigstens 20 m² groß sein. Allein das wird bei vielen Vogelhaltern nicht gehen und so schlimm ist es nicht, solange die Tiere täglich stundenlang herauskommen.

Der sichere Vogelraum ist für den täglichen Freiflug sehr wichtig. Nur zu leicht fliegt ein Wellensittich gegen die Fensterscheibe, frisst etwas Giftiges, nagt an Stromkabeln oder verfängt sich in einem Gegenstand. Das alles darf nicht passieren. Das gewählte Zimmer für den Freiflug ist deswegen vorab gewissenhaft zu überprüfen.

Einrichtung für Wellensittiche

Wellensittiche und viele andere Ziervögel fühlen sich wohl, wenn sie zu ihren Menschen auf Augenhöhe sitzen können. Sie benötigen im Käfig und im Freiflug-Zimmer mehrere gute Sitzgelegenheiten. Naturäste sind zu bevorzugen, da kreisrunde Sitzstangen zu Problemen mit den Füßen führen können.

Neben den Sitzstangen ist die Futterstelle für Trockenfutter und Wasser sowie eine weitere für Frischfutter sehr wichtig. Weiterhin wird eine Bademöglichkeit mit Sand und eine mit Wasser benötigt.

Als Spielzeuge sind Kartonrollen, Seile aus Naturfasern oder Ähnliches dienlich. Eine Höhle wird jedoch schnell zur Bruthöhle umfunktioniert. Eine Brut soll jedoch vermieden werden.

Wichtig ist ebenfalls die Einstreu für den Käfig. Diese darf nicht schimmeln und ist regelmäßig zu erneuern. Vogelsand ist auch zum Sandbaden interessant und war einst der Klassiker. Inzwischen etablieren sich Einstreu aus Hanf- und Buchengranulat.

Zu beachten bleibt, dass Wellensittiche auch im Freiflug ein paar Kleckse hinterlassen. Wer die nötigen Sitzgelegenheiten im Zimmer so anbringt, dass er darunter beispielsweise einen abwaschbaren Bodengrund legen kann, erspart sich viel Arbeit. Sensible Bereiche wie das Bett oder der Schreibtisch lassen sich durch ein Laken abdecken oder mit einem Vorhang sichern.

Das Problem mit der Beleuchtung

Wer keine Außenvoliere mit beheiztem Schutzraum unterhält, hat in der Innenhaltung ein Problem: Ohne UV-A und B können Wellensittiche und andere Ziervögel kein Vitamin-D bilden. Dieses ist unter anderem für stabile Knochen nötig. Weil die Fensterscheibe das UV-Licht schluckt, ist es sehr wichtig, den Vögeln eine sogenannte Birdlamp aufzustellen. Zu beachten ist, dass diese nicht flackert. Während für uns Menschen 24 Bilder pro Sekunde bereits ein flüssiges Bild ergeben, sehen Wellensittiche 150 Bilder pro Sekunde. Gerade Neonröhren, aber auch Energiesparlampen oder LEDs flackern mit 50 oder 100 Hertz die Sekunde. Neben dem Leuchtmittel wird deswegen häufig noch ein Vorschaltgerät benötigt, das wenigstens mehrere 100 Hertz liefert. Das würde auch für die Zimmerbeleuchtung oder den Fernseher und Monitor gelten.

Zur Information: Alte Glühbirnen erhitzen den Leuchtfaden soweit, dass dieser glüht, sie flackern deswegen nicht. Moderne Leuchtmittel werden für viele Haustiere hingegen zum Stroboskop.

Je nach gewählter Birdlamp sollen die Vögel nicht davor, sondern darunter sitzen sowie jedes heiße Leuchtmittel hinter einem Drahtgitter verschwinden muss. Deswegen sollte die Birdlamp in passender Höhe über einer Sitzgelegenheit im Freiflugzimmer hängen. Außerdem sollen Wellensittiche eine Tageslänge von 10 bis 14 Stunden haben. Die Schlafecke kann zum Abend mit einem Tuch abgedunkelt werden. Es kann auch allgemein ein Bereich verdunkelt bleiben.

Foto2 dominic winkelBild von Dominic Winkel auf Pixabay

Zeit für die Tiere investieren

Allein für die Sicherheit wird empfohlen, sich während der Freiflugzeiten im Zimmer aufzuhalten. Es kann immer etwas passieren, schnelle Hilfe rettet vielleicht alles. Nicht nur Wellensittiche werden sehr schnell zahm und auch verspielt. Wer sie täglich herauslässt, kann einiges der Einrichtung direkt außerhalb des Käfigs aufstellen. Demnach kann ein großes Serviertablet zur Stelle für Frischfutter werden. Ein Zweites kann eine Wasserschale zum Baden bereithalten. Hier lassen sich die Vögel gut beobachten.

Nicht nur das Trocken- und Frischfutter ist für die Gesundheit der Vögel sehr wichtig. Außerdem benötigen sie eine Mineralien- und Kalziumquelle oder Äste und Kartonrollen, um ihren Schnabel zu benutzen. Sicherlich ist es nicht notwendig, die Tiere durchgehend zu kontrollieren. Aber immer wieder einmal werden sie einen anfliegen und erheitern. Das macht selbst kleine Wellensittiche zur wertvollen Gesellschaft für langweilige Nachmittage.

Foto3 webandiBild von Andreas Lischka auf Pixabay

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.wellensittich-haltung.info/

 

Fotos von www.pixabay.com