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Oldies but Goldies!

Foto Sommaruga Fabio pixelio.de

Was die alte Katze braucht!

Die Lebensdauer einer wild lebenden Katze hängt ganz entscheidend davon ab, ob sie genügend Nahrung findet, Verletzungen und Krankheiten gut übersteht und nicht selbst zur Beute von Raubtieren (oder Autos) wird. Meist überlebt sie das sechste Jahr nicht. Die Lebensdauer einer Hauskatze liegt bei durchschnittlich fünfzehn Jahren, aber selbst zwanzigjährige Katzen sind keine Seltenheit. Dank guter Ernährung und perfekter medizinischer Versorgung bleibt unsere Hauskatze bis ins hohe Alter fit und aktiv. Das Seniorenalter der Katze beginnt zwar offiziell mit etwa zehn Jahren, deutliche Alterserscheinungen zeigen sich aber meist erst viel später.

Nach etwa fünfzehn Jahren kommt selbst die sportlichste Samtpfote in das Stadium des Seniums. Ihre Kräfte lassen nach. Sie schläft jetzt länger. Sie spielt zwar noch gerne, aber längst nicht mehr so wild und ausdauernd wie in jungen Jahren. Und ihr Interesse an ausgedehnten Streifzügen bei schlechtem Wetter lässt spürbar nach.

Jetzt beginnt der Lebensabschnitt, wo unsere Schmusetiger ein bisschen mehr Liebe brauchen, um ein glückliches Seniorendasein zu führen.

Lieblingsplätze

Die alternde Katze braucht warme gemütliche Plätze, von denen aus sie störungsfrei das Leben ihrer Menschenfamilie beobachten kann. Da Beweglichkeit und Kondition nachlassen, können viele Katzen ihr Revier nicht mehr von erhöhten Aussichtspositionen überblicken und benötigen Aufstiegshilfen in Form von Sitzkissen, Sesseln oder Treppchen, die es im Tierfachhandel zu kaufen gibt.

Streicheleinheiten

Schmusekatzen werden jetzt noch anhänglicher und der sonst so unabhängige Kater, der bisher keinen Wert auf Streicheleinheiten legte, schnurrt, wenn er nun sanft gebürstet wird. Denn erste Verschleißerscheinungen wie Arthrosen machen sich bemerkbar und mancher Katzensenior braucht nun unsere Hilfe bei der Fell- und Krallenpflege, weil seine Beweglichkeit eingeschränkt ist. Morgens und abends ein paar Minuten sanftes Bürsten genügen schon. Positiver Nebeneffekt: der Kreislauf wird angeregt und die Verdauung auch

Fester Stundenplan

Auch junge Katzen sind Gewohnheitstiere und lieben einen geregelten Tagesrythmus, bei Seniorkatzen ist diese Routine Pflicht. Sie gibt dem Tier Sicherheit und vermindert unnötigen Stress. Deshalb sollten Futter- und Wassernapf, Katzentoiletten und Schlafhöhle an den gewohnten Plätzen stehen. So kann sich die Katze auch dann zurechtfinden, wenn Seh- und Hörvermögen eingeschränkt sind.

Regelmäßige Spielzeiten

Das Einhalten der pünktlichen Fütterung und der täglichen Kuschel- und Spielzeit zeigen den Oldies, dass ihre "Katzenwelt" in Ordnung ist. Meistens ist es übrigens gar nicht die Katze, die nicht mehr spielt, sondern der Mensch, der denkt, seine Katze sei dafür nicht mehr jung genug. Wilde Verfolgungsjagden durch die Wohnung wie in jungen Jahren sind bei Senioren natürlich kaum noch gefragt. Spiele, die auf die Kondition von Seniorenkatzen abgestimmt sind, halten das Tier jedoch auch weiterhin geistig fit. Kleines Fell- und Federspielzeug und vorsichtige Jagd mit der Angel sind ideal. Die reine Wohnungskatze lernt auch gerne noch ein neues Kunststück – vorausgesetzt, sie wurde früher schon mit spannenden Aufgaben beschäftigt.

Stressfreie Zonen

Eine alternde Katze darf man fördern, aber nicht überfordern.

Grabschende Kinder oder gar die Gesellschaft einer quirligen Jungkatze sollte man seiner alten Katze jedoch unbedingt ersparen. Genau wie überforderte Menschengreise können sie recht garstig werden: beginnen plötzlich zu kratzen und werden sogar bissig.

Essen

Wenn die ältere Katze beim Essen mäkelig wird, sollte man ihr das nachsehen. Zum einen werden die Oldies leicht zu hager, zum anderen können auch die Zähne am mangelnden Appetit schuld sein. Sie fehlen, sind abgenutzt oder stumpf und die Katze kann Fleischstücke nicht mehr zerteilen. So würgt sie oft größere Brocken als normal herunter und erbricht sie wenig später wieder. Also bitte das Fleisch klein schneiden, aber erst auf reines Weichfutter umstellen, wenn es gar nicht anders geht. Selbst zahnlose Katzen kommen nach einer Eingewöhnungszeit gut mit Ihren Mahlzeiten zurecht. Bei lockeren Zähnen und Zahnfleischentzündungen hilft der Tierarzt.

Trinken

Sollte die alte Katze plötzlich sehr viel trinken, könnte sie entweder zuckerkrank sein oder ihre Nieren funktionieren nicht mehr so gut. Klären sollte das immer der Tierarzt. Bei eingeschränkter Nierenfunktion helfen eine eiweißarme Diät und Spezialfutter aus dem Fachhandel. Bei Diabetes muss sich die Seniorin an Insulinspritzen gewöhnen.

Bewegung

Die Arthrose, eine oft sehr schmerzhafte Veränderung an abgenutzten Gelenken, tritt zwar bei Katzen seltener auf als bei Hunden, aber sie ist irreversible und kann für das Tier nur durch Cortisongaben oder Schmerzmittel erträglich gemacht werden.

Ein leichter Senkrücken (Lordose) beeinträchtigt die alte Katze meist nicht. Sollte der Rücken aber so weit durchhängen, dass Aufstehen und Gehen schon weh tun, kann der Tierarzt nur noch mit schmerzlindernden Medikamenten helfen. Eine Besserung ist nicht möglich.

Gleiches gilt für den sogenannten Karpfenrücken (Kyhose), bei dem die Bandscheiben zunehmend verknöchern. Anfangs kommt die Katze damit schmerzfrei zurecht. Sobald die körperliche Bewegungsfreiheit einer Katze aber so weit eingeschränkt ist, dass sich das Tier nur noch mühsam davonschleppen kann, sollte man sie von Qual und Hilflosigkeit erlösen.

Mit allen Sinnen

Auch die Sinnesleistungen lassen nach. Da unsere Samtpfoten unsere Lockrufe ohnehin gerne überhört haben, fällt es nicht so stark ins Gewicht, wenn der Oldie schwerhörig geworden ist. Ihm fehlt zwar ein wesentliches Sinnesorgan zur Jagd, aber in Haus und Garten kommt er damit ganz gut zurecht.

Eine Katze, die durch grauen Star erblindet ist – kommt selten vor – muss wohlbehütet in vertrauter Umgebung bleiben und darf nicht mehr in ihren geliebten Garten. Aber auch daran wird sich das Augentier problemlos gewöhnen.

Am schrecklichsten ist es für eine Katze, wenn sie ihren Geruchssinn verliert. Eine Katze, die den Duft ihrer Mahlzeit nicht mehr wahrnimmt verliert schnell den Appetit, wird klapprig und ist dann nur noch sehr schwer zum Fressen zu bewegen.

Wenn der Tod naht

Wie der Katzenforscher Paul Leyhausen beobachtete, fühlen altersschwache Katzen, dass ihr Leben endet. Halbwilde oder vernachlässigte Katzen suchen dann einen vertrauten Ruheplatz auf oder verkriechen sich. Katzen, die ihr Leben in einem liebevollen Haus verbracht haben, scheinen es vorzuziehen, lieber im Kreis der Familie als allein zu sterben.

Wenn Ihre Katze kaum noch frisst, vollkommen apathisch daliegt und an der Umgebung überhaupt nicht mehr interessiert ist, verfügen Sie hoffentlich über genügend Selbstlosigkeit und Verantwortungsgefühl, ihr ein längeres Leiden ohne Aussicht auf Besserung zu ersparen.

Katzentrauer

Ganz wichtig: Auch Katzen trauern. Wenn in einem Mehrkatzenhaushalt ein Tier stirbt, werden die anderen Samtpfoten eine ganze Weile verstört sein. Diese Trauer kann bis zu einem Jahr dauern, wenn die Katzen sehr vertraut miteinander waren. Versuchen Sie auf keinen Fall, dieses Verhalten zu unterbrechen, indem Sie eine neue Katze ins Haus holen. Das kann gründlich schief gehen und zu dauerhaften Aggressionen zwischen den Katzen führen!

So können Sie Ihrer alten Katze das Leben erleichtern:

  • Füttern Sie häufiger kleine Mahlzeiten. Achten Sie auf Nahrung mit viel Antioxidantien. Gibt's im Fachhandel. Und geben Sie ihr das Futter, das sie mag.
  • Stellen Sie mehrere leicht zugängliche Katzenklos auf – in jedem Stockwerk mindestens eins.
  • Halten Sie Ihre Katze in Form. Achten Sie auf Ihr Gewicht. Sie darf nicht zu dick werden.
  • Sorgen Sie für warme und gemütliche Schlafplätze, an denen ihre Katze ungestört ist.
  • Spielen Sie regelmäßig mit Ihrer Katze und sorgen Sie so für geistige Anregung.
  • Helfen Sie regelmäßig bei der Fell- und Krallenpflege, weil das Blutkreislauf und Verdauung anregt.
Tjalda Saathoff
Über den Autoren Tjalda Saathoff
Dr. Tjalda Saathoff ist als Tochter eines Tierarztes in Esens nicht nur mit Kühen, Hunden, Pferden, Schweinen und einem ganzen Zoo von Kleintieren aufgewachsen, sie hat auch später immer mit Tieren - vor allem Katzen und Pferden - zusammengelebt. ...
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