Reitanlage Seefeld am 8. und 9. August 2015
Die Reitanlage Seefeld in Bad Oldesloe öffnete zum zweiten Mal ihre Pforten für den „Arabischen Adel im Norden“. Die Kombination von Zuchtstuten- / Fohlenschau mit der Möglichkeit der Prämierung seitens des Zuchtverbandes VZAP e.V. mit einer Beständeschau ist ein bewährtes Konzept. Neu in diesem Jahr in Seefeld war das Zusatzangebot der Leistungsprüfung, welches Stutenhalter nutzten, während Hengste für die Rittigkeitsüberprüfung ausblieben.
Herzlich begrüßt von Familie Knaack-Lindemann wurde jeder, der dem Aufruf, sich an diesem Augustwochenende auf der Anlage des Gestüts Camelot Arabians in Seefeld bei Bad Oldesloe einzufinden, gefolgt war. Der Samstagmorgen startete mit Leistung, genauer gesagt mit der Stutenleistungsprüfung zu der fünf Teilnehmerinnen antraten. Sie alle wurden im Rahmen dieser sogenannten „Feldprüfung“ einer Überprüfung ihrer Eignung im Freispringen, in der Rittigkeit, dem Takt und der Losgelassenheit in einer Dressurprüfung sowie einem angeschlossenen Fremdreitertest unterzogen und bewertet. Die elegante Trakehner Rappstute Gala (Millennium x Gulia v. Kanudos xx) im Besitz und vorgestellt von Frau Hella Kuntz siegte souverän mit der Gesamtwertnote von 7,8.
Zur Mittagszeit stellten sich insgesamt zehn Fohlen aus den Rassegruppen Arabisches Vollblut, Anglo-Araber und Arabisch Partbred den prüfenden Blicken der Richter und rangen um die begehrte Auszeichnung zum Prämienfohlen vom VZAP e.V. Mit raumgreifenden Bewegungen trabte sich das schon recht kernige und stolze Hengstfohlen Helios (a.d. Clematis v. Landos, Arabisch Partbred) an die Spitze und wurde zum Gesamtsieger der Prämienfohlen ernannt. Er ist ein Sohn des bekannten und erfolgreichen Anglo-Arabers Haskar del Chapulin, der nach dem Trakehner Halimey GO der zweite Askar AA-Sohn war, der in Marbach die Hengstleistungsprüfung (70-Tage-Test) als Gesamtsieger beendete. Seine Mutter, die Holsteiner Stute Clematis, hatte der Züchter und Besitzer von Helios, Herr Heliodoro Ramos-Arzate, eigens für die Anpaarung mit seinem Hengst Haskar del Chapulin gepachtet. Die Auszeichnung des Fohlens untermauert die Korrektheit seiner Zuchtentscheidung.
Bei der Zuchtstutenschau wurden sechs Stuten vorgestellt, von denen final zwei Anglo-Araber Stuten prämiert wurden. Ghala Bint Pamour (Pamour ox a.d. Gilsa v. Sektor), gezogen von Harry Brauer und im Besitz von Elisabeth Falk, wusste bereits auf der Schau in Salzkotten 2014 zu gefallen. Die charmante und typvolle Fuchsstute errang dort sowohl den Klassensieg, als auch den Championtitel der Stuten. Schau ist nicht gleich Schau und trotz der kleinen, aber feinen Unterschiede bei der Richtweise konnte auch die Kommission der Zuchtstutenschau nicht an Ghala Bint Pamour vorbeischauen.
Für die Schimmelstute Lady Godiva (Laries Crusador xx a.d. Lacrima Luna v. Mardschan ox) hieß es „Prämie bestätigt“. Ihre Großmutter mütterlicherseits, Lady Lou alias Luna (Oglio xx - Bajar ShA - Athenagoras xx), war die Gründerstute der kleinen Anglo-Araber-Zucht von Frau Christine Meyer-Kirschner, der auch Lady Godiva und ihr bei Fuß mitgeführtes Fohlen Dea Arabia (v. Dressage Royal) entspringen. Dea Arabia wurde am folgenden Tag Championesse der Fohlen aus fünf Qualifikanten und ihre Mutter Reserve Championesse bei den Anglo-Araber-Stuten. Ihre sportliche Leistung hatte Lady Godiva öffentlich erstmals vierjährig bei ihrer Stutenleistungsprüfung in Regesbostel unter Beweis gestellt, die sie als Gesamtsiegerin der SLP abschloss. Sie hat laut Aussage ihrer Züchterin und Besitzerin Lunas Qualitäten und die Doppelveranlagung für Springen und Dressur geerbt.
Den Samstag konnte man nicht besser beschließen, als mit einer kleinen Führung durch die Reitanlage und einem gemütlichen Beisammensein bis in den Abend.
Gestärkt ging es am Sonntag in die nächste Runde. Alle Pferde mit einer Gesamtwertnote ab 49 Punkten (bei sieben Teilnoten) waren zur Teilnahme an den jeweiligen Championaten der Beständeschau qualifiziert. Jeder Qualifikant musste somit in den einzelnen Kriterien mindestens mit einer sieben beurteilt werden. Sicher nicht leicht, dafür aber eine die Championate qualitativ durchaus aufwertende Änderung. Kommentiert wurden alle teilnehmenden Pferde. Die Richter Frau Stefanie Eberlein, Frau Cordula Schladitz und Herr Burchard Schröder nahmen sich auch die Zeit, alle Starter ausgiebig im Stand, laufend an der Hand und im Freilauf unter die Lupe zu nehmen.
Rundum überzeugt hat die Championesse der Vollblutaraberstuten. Die rein ägyptisch gezogene Al Ilaf Ghazala (Emiratus B x Bint Galia v. El Thay Ibn Halim Shah), aus der Zucht und im Besitz von Sabine von Elm, erhielt obendrein die Höchstnote der Schau bei den Stuten. Ihr folgte mit dem Titel Reservesiegerin die in Belgien gezogene Fuchsstute Flaxman‘s Jezabel (Black Diamond LDA x Flaxman‘s Sahra v. Waseem Saaraakh). Sie wird bei ihrer Besitzerin Anita Scheele zumeist in der Arabisch Partbred Zucht für Spezialfarben eingesetzt. Ihr Sohn Rheingolds Golden Moonlight AS (v. Rheingold), ein charmanter junger Mann in der sonnigen Palomino Jacke, wurde Reservechampion der Fohlen.
Fast punktgleich errangen die Arabisch Partbred Damen Golden Amalia AS und Wildfire jeweils einen Klassensieg. Im Championat hatte die Trakehner Stute Wildfire (Le Rouge x Wadra v. Naheed ox) von Julia Tönnesen die Nase vor Anita Scheeles Palomino Stute Golden Amalia AS (PC Amal ox x Gea v. Orchard Limb-Lopper). Während die Richter bei den Partbred Stuten noch die Wahl aus vier Teilnehmern hatten, mussten sie sich bei den Anglo-Arabern zwischen nur zwei Qualifikanten entscheiden. Die Wahl fiel auf den Nachwuchs, die zweijährige Camar Vaticana (Bonaparte N x Venus v. Zarewitsch xx).
Die Hengst waren unterbesetzt. Für die Vollblutaraber ging der Lokalmatador Arian Shah (Jonathan el Ludjin x LM Alisha v. CWP Chances Are) an den Start und lieferte im Freilauf eine mitreißende Show. Auch wenn er konkurrenzlos zum Champion gekürt wurde, erhielt er für seine herausragende Qualität die höchste Bewertung der Schau. Kein unerwarteter Entscheid, hatte er doch bereits vor drei Jahren die Körung für Vollblutaraber des VZAP e.V. in Luhmühlen als Prämien- und Siegerhengst mit der Anerkennung für alle Rassegruppen verlassen.
Die anderen Rassegruppen vertrat der nicht weniger bekannte und erfolgreiche Arabisch Partbred Hengst Riverdance (Rheingold x Psyches Imperia ox) der ZG Scheele und Intemann. „Ein goldenes Pferd“ raunte mancher Zuschauer. Selbst Prämienhengst, mehrfacher Champion sowie gekört im ZfdP e.V. und ZSAA e.V. präsentierte sich Riverdance deutlich gereift. Zur Verleihung der Siegerschärpe trat er unter dem Reiter an und gewährte einen Einblick in das Resultat der Vorbereitungen auf seine herannahende Hengstleistungsprüfung.
Das Highlight war 30 Jahre jung und knackte als einziger die magische 49 Punkte Marke in der Klasse der Vollblutaraber Wallache, trotz deutlich jüngerer Mitstreiter. Macho (Yuri of Pelere x Arabella Dove v. Sir Robin), geboren am 9.6.1985 in Dänemark, wurde von seiner Besitzerin Nadine Koltze in bester Kondition vorgestellt und sicherte sich den Klassensieg. Erst im Championat musste er sich den jüngeren geschlagen geben. Champion der Wallache aller Rassegruppen wurde der Braunschecke Camar Galiano (Camaro x Galina ox v. Vatican), im Besitz von Isa Lindemann und Vollbruder zu Gabun (ex Camar Graziano), der sich derzeit in der Trakehnerzucht einen Namen macht. Camar Escobar (Hibiskus x Camar Esperanza ox v. Pechaton) im Besitz von Britta Altmann wurde Reserve Champion.
„Arabischer Adel im Norden“, eine der wenigen Veranstaltungen in Deutschland, die allen Rassegruppen des arabischen Pferdes eine Plattform bietet.